Nur wenige Werften sind im Stande, die eigene Affinität aus dem Rennsport mit der Exklusivität modernen Yachtdesigns so perfekt und harmonisch in eine Form zu bringen wie Tullio Abbate. Die mit typisch italienischer Designerhand gezeichneten Modelle stellen ein Kleinod an Power, Performance und Perfektion dar. Jedes für sich. Für Eigner die bereit sind, ihrer Leidenschaft einen klingenden Namen zu verleihen: Tullio Abbate.
DIE SCHNELLEN SCHÖNEN
Rund neuntausend Boote tragen die Handschrift von Tullio Abbate. Er brachte den Familiennamen an die Spitze des internationalen Powerboat-Sports.
An der wunderschönen Westküste des Comer Sees, die von prestigeträchtigen, historischen Villen gesäumt ist, sind die Menschen daran gewöhnt, Rennboote wie dröhnende Pfeile übers Wasser zischen zu sehen. Das Phänomen zeigte sich erstmals in den späten 1940er-Jahren, als Guido Abbate begann, schnelle Boote für die damals besten Fahrer der Zeit zu bauen. Sein ältester Sohn Tullio ließ keine Gelegenheit aus, als kleiner Junge so oft wie möglich in die Werfthalle zu schlüpfen, um die Arbeit seines Vaters bewundernd zu verfolgen und die Gerüche von Holz, Klebstoff und Benzin einzuatmen.
„Ich war glücklich, dass ich meinem Vater beim Bau des Rennbootes von Mario Verga, das mit Fangios Alfa-Romeo-Motor ausgerüstet wurde und im Februar 1953 mit 226 km/h neuen Weltrekord fuhr, zuschauen durfte.“ (Der Italiener Mario Verga kam ein Jahr darauf beim Bootsrennsport auf dem Lago d‘Iseo ums Leben. Juan Manuel Fangio (1911–1995) war ein argentinischer Automobilrennfahrer und gilt als einer der Besten in der Geschichte des Grand Prix bei Autorennen. 1950-51 fuhr er Alfa Romeo und wurde 1951 mit diesem zum ersten Mal Weltmeister).Rekorde wurden auch von Guido Abbate selbst am Steuer dieser kraftvollen Flitzer aufgestellt, Tullio durfte manchmal sogar mit im Rennboot sitzen.
Eine wunderbare Vision
Im Jahre 1960 gewann er im Alter von sechzehn Jahren als Copilot die europä-ischen Meisterschaften in Cannes. Frankreich spielte so schon früh eine Rolle im Leben Tullios: „Es war wie eine übernatürliche Erscheinung. Ich nahm teil an dem Sechs-Stunden-Rennen von Paris, und ich sah einen kleinen V-Rumpf, ziemlich hässlich und aus Fiberglass gemacht.“ Von diesem Zeitpunkt an wusste der junge Mann, was er zu tun hatte: „Kunststoff“ hieß das Zauberwort.Allerdings war es völlig unmöglich, seinen Vater zu überzeugen, für den die Idee, solches Material im Bootsbau zu verarbeiten, nicht in Betracht kam. Aus diesem Grund musste Tullio am Anfang seinen eigenen Weg gehen. Der Rest ist, wie in den Annalen des Rennbootsportes nachzulesen, Geschichte, und zwar eine mit einer Aufeinanderfolge von Siegen (mehr als zweihundertfünfzig) und Rekorden; der letzte wurde im Jahr 1997 im italienischen Campione mit einer Geschwindigkeit von mehr als 223 km/h aufgestellt.
Die eigenartige Fünf
Sitzt Tullio Abbate nicht selbst am Steuer, schmückt sein berühmter Schriftzug die Rümpfe der Gewinnerboote in vielen Kategorien, einschließlich kraftvoller Offshore-Renner. Innerhalb des erfolgreichen Logos ist sein Name mit der Nummer fünf verbunden. Hierbei handelt es sich um seine erste Startnummer, seinerzeit zugewiesen vom italienischen Rennbootsport, die er stets als Glücksbringer behalten hat. Es war diese Fünf, die 1963 an seinem ersten selbst entworfenen (und gebauten) Rennboot prangte, in dem er mit nur 19 Jahren die „Regatta Centomiglia del Lario“ gewann.
Erfolg des Tüchtigen
Als Vater Guido 1975 in Rente geht, übernimmt Tullio als Ältester der Abbate-Brüder die Geschäfte in Tremezzo und erweitert das Unternehmen. Seit Mitte der 1980er-Jahre werden jährlich 250 Boote ausgeliefert. Unter günstigen wirtschaftlichen Bedingungen baut man in Spitzenzeiten sogar 350. Diese spektakuläre Entwicklung ist Tullio Abbates enormem Sinn für Arbeit und Herausforderungen zu verdanken. Angefangen mit dem ersten erfolgreichen Modell, der Sea Star (siehe Kasten), die zu Tausenden produziert wurde, bringt seine Werft nach und nach eine ambitionierte Kollektion von Booten, bis hin zu 80-Fuß-Modellen, auf den Markt.
Dieser Mann, gesegnet mit einem starken Instinkt, ist in der Lage, stets die richtige Balance zu erkennen und Rümpfe mit dem Potenzial für hohe Geschwindigkeiten und ausgezeichneter Seetüchtigkeit zu entwickeln. Er weiß zudem, wie man die richtigen Partner findet, wenn es um Spitzenqualität geht. Deshalb tragen seine innovativsten Projekte, die Superiority 60 und die Exception 70, die Handschrift des bekannten Industriedesigners Giorgietto Giugiaro (Italdesign), der vornehmlich Automobile, aber auch Kameras und sogar Lokomotiven entwarf.
Als Tribut an seinen Vater kreierte Tullio Abbate die edle 32-Fuß-Villa-d’Este – wie die gleichnamige, berühmte mit einem Meisterwerk der Gartenkunst ausgestattete Renaissance-Villa nahe Rom ein luxuriöses Exemplar. Das Boot erinnert an das goldene Zeitalter der Runabouts aus Mahagoni, ist aber natürlich mit neuester Technik ausgestattet.
In Gesellschaft berühmter Leute
Zusätzlich zu gestalterischen Gesichtspunkten war stets der Gedanke an die Geschwindigkeit der Hauptaspekt in Tullio Abbates Schaffen. Er fühlte sich schon immer in Gesellschaft von Formel-1-Fahrern wohl, die später Freunde und Kunden wurden; gleichzeitig festigte sich sein Image als Konstrukteur schneller Boote in der ganzen Welt. Berühmte Stars der Automobil-Rennszene, wie Nikki Lauda (Österreich), Keke Rosberg (Finnland) und Riccardo Patrese (Italien), schrieben sich im Tremezzo-Gästebuch ein, nachdem sie an Abbates Seite über den See geschossen waren. Der charismatische Rennfahrer Ayrton Senna aus Brasilien, der 1994 tödlich verunglückte, gab sogar seinen Namen für ein Bootsprojekt her: die 12,90 Meter lange Senna 42 Evolution.
Abbates Bootswerft am Comer See hat von jeher auch in die Erforschung der Marinisierung von Motoren, oft in Zusammenarbeit mit großen Autokonzernen, wie Porsche, Lamborghini und Volkswagen, investiert. Viele andere bekannte Namen, etwa Sylvester Stallone oder Madonna, stehen auf der Kundenliste.
Text Source: boote-magazin.de