Ratgeber für den Occasionsboot Kauf

Einsteiger und solche, die die Kosten für ein teures Neuboot nicht tragen können oder wollen, schauen sich meistens zuerst nach einem gebrauchten Occasionsboot um – insbesondere im Winter, wenn die Boote aufliegen. Jedoch sollten Sie sich im Klaren sein, dass mit dem günstigeren Anschaffungspreis oft auch Mängel und Abnutzungserscheinungen einhergehen. Gerade bei Privatverkäufen, wo jegliche Gewährleistung und Garantie in der Regel ausgeschlossen sind, sollte das gebrauchte Boot vor dem Kauf umfassend begutachtet werden. Selbst gravierende Mängel sind jedoch für das ungeschulte Auge auf den ersten Blick nicht immer erkennbar, weshalb es sich sogar lohnen kann, einen fachkundigen Sachverständiger zu Rate zu ziehen. In jedem Fall sollte Sie sich vor jedem Verkauf von Privat zu Privat umfangreich über die gängigsten Mängel und Schwachstellen, die auf einen schlechten Zustand hindeuten können, informieren und lernen, diese zu erkennen. Hierzu finden Sie auf dieser Seite einen informativen Überblick.
Bereits die Foto im Inserat können Hinweise auf den Zustand des Bootes geben. Sind die Bilder unscharf, nicht aussagekräftig oder allgemein sehr unprofessionell, muss man sich die Frage stellen, ob der Verkäufer eventuell etwas verbergen möchte. Ausserdem erweckt ein Besitzer, der sich schon mit den Verkaufsfoto keine Mühe gibt, keinen besonders vertrauenswürdigen Eindruck, wenn es um sachgemässe Wartung geht. Vermeiden Sie unbedingt Boote, an denen ausserhalb einer qualifizierten Werkstatt amateurhaft rumgeschraubt wurde. Generell gilt, dass der äusserliche Erscheinung eines Bootes bereits viel über den allgemeinen Zustand aussagt. Werfen Sie deshalb bei der persönlichen Besichtigung einen Blick auf die Aufbauten und die Decksbeschläge. Sind diese gepflegt, kann man davon ausgehen, dass sich auch die interne Mechanik in einem akzeptablen Zustand befindet.

Häufige Mängel an Occasions Booten:

Osmose

Achten Sie bei der Begutachtung eines GFK-Gebrauchtbootes auf Anzeichen von Osmose am Rumpf. Die Osmose ist eine gängige Alters- und Zerfallserscheinung von GFK-Rümpfen, welche durch ein beschädigtes oder unsachgemäss gewartetes Gelcoat verursacht wird. Sind auf der Schale bereits kleine Blasen und Unebenheiten erkennbar, wenn das Boot trocken liegt, kann das auf mässigen Osmosebefall hindeuten. Die Osmoseblasen verlieren nämlich an Volumen, sobald das Boot aus dem Wasser geholt wird. Wird der Osmoseprozess nicht erkannt und behandelt, platzen die Blasen im GFK nach einiger Zeit, was schwere strukturelle Schäden am Rumpf verursacht. Die Reparatur von Osmoseschäden ist ausgesprochen aufwendig und teuer, weshalb es sich lohnt, den Rumpf eines gebrauchten Bootes vor dem Kauf besonders aufmerksam in Augenschein zu nehmen.

Kollisions- und Auflaufschäden

Wie der vorherige Besitzer mit seinem Boot umgegangen ist, lässt auch an Kollisions- oder Auflaufschäden am Rumpf erkennen. Achten Sie auf tiefe Kratzer, Schrammen, Risse und Beulen am Kiel und Bug, die eventuell durch Zusammenstösse verursacht wurden. Auf den ersten Blick ist das wahre Ausmass der Beschädigungen, welche durch Kollisionen oder Aufsetzer an der Schale entstehen, nicht immer absehbar. Versteckt unter Lackierungen und Beschichtungen, werden ernsthafte strukturelle Schäden oft nicht als solche wahrgenommen, weshalb Sie bei Macken am Rumpf immer besonders kritisch sein sollten.

Propeller anschauen!

Ein beschädigter Propeller wirkt sich negativ auf Leistung eines Bootes aus und erzeugt Vibrationen, die den Fahrkomfort beeinträchtigen und den Verschleiss in der Antriebsanlage erhöhen können. Es macht deshalb Sinn, bei einem gebrauchtem Occasionsboot immer den Zustand des Propellers zu beachten. Ein demolierter Propeller hatte vermutlich oft Grundkontakt, was Fragen über den weiteren Zustand des Bootes aufwirft.

Getriebe- und Motorschäden

Bei einer Besichtigung sollten Sie in jedem Fall darauf bestehen, dass der Motor für Sie angelassen wird. Idealerweise vereinbaren Sie mit dem Besitzer darüber hinaus eine Probefahrt. Vergewissern Sie sich dabei, dass der Motor auch kalt problemlos startet, rund läuft und kein Öl oder schwarzer Rauch aus dem Motorraum austritt. Die Schaltung sollte ausserdem leichtgängig sein. Achten Sie wieder darauf, ob der Motorraum allgemein sauber und gepflegt aussieht sowie ob alle regelmässigen Wartungsarbeiten gewissenhaft durchgeführt wurden. Es ist ratsam, die Antriebsanlage genau unter die Lupe zu nehmen, denn ein Getriebe- oder Motorschaden an einem gebrauchten Boot kann schnell sehr teuer werden.

Zubehör

Ein grosser Vorteil beim Kauf eines gebrauchten Bootes ist, dass idealerweise die wichtigste Zusatzausrüstung schon vorhanden ist und nicht mehr angeschafft werden muss, was eine Menge Geld spart. Lassen Sie sich alles Zubehör, das inbegriffen ist, detailliert auflisten. Geben Sie bei älteren Occasionsbooten dabei besonders Acht auf die Elektronik, ob diese funktionstüchtig und nicht völlig veraltet ist. Besonders alte Kartenplotter, Navigationssysteme und Sonargerät sind oft nicht mehr mit den neuen Standards und Formaten kompatibel.

Formalia und Rechtliches

Haben Sie eine Kaufentscheidung gefällt, ist der nächste Schritt das Aufsetzen eines geeigneten Kaufvertrages, auf den an dieser Stelle auf keinen Fall verzichtet werden sollte. Halten Sie darin einen Eignernachweis, eine genaue Beschreibung des Bootes sowie seiner Mängel und den Kaufpreis fest.

Trotz aller Vorsicht ist es jedoch am Ende des Tages immer empfehlenswerter, ein gebrauchtes Boot bei einer professionellen Werft zu erwerben, damit Sie sich der Qualität Ihres neuen Bootes absolut sicher sein können.

Werftgepflegte Occasionsboote